Das Mittelstufentheater des Johannes-Turmair-Gymnasium zeigte „Magistra Mysterias magisch-mysteriöse Gruselbibliothek“ im Paul-Theater.

Ein Referat über den alten Goethe? Und dann auch noch ohne das Internet? Sie sollen wirklich ein Buch lesen? Voll „cringe“ finden das die beiden Hauptfiguren Sophia und Emily in „Magistra Mysterias magischer-mysteriöser Gruselbibliothek“, dem neuen Stück des Mittelstufentheaters am Johannes-Turmair-Gymnasium. Jedenfalls so lange, bis sie tatsächlich in der alten Bibliothek der etwas schrulligen – also „voll strangen“ – Bibliothekarin Magistra Magenta Mysteria begegnen. Neben Goethes Werken findet sich dort nämlich auch ein Sammelsurium an anderen Schätzen, die alle ihre eigene Geschichte zu erzählen haben.

Die alte Bibliothek wieder zum Leben erwecken – wer denkt, dass das doch klingt wie die altbackene Fantasie eines Deutschlehrers, der sich nicht von einem Medium vergangener Zeiten lösen kann, der wird von der Mittelstufentheatergruppe rund um Regisseur und Autor Hans Irler schnell eines Besseren belehrt.

In einer kurzweiligen Anthologie erzählt die Magistra, herrlich pointiert gespielt von Lilli Bernauer, nicht nur ihren Schülerinnen (Elena Sattler und Laura Schmiedecke) irgendwelche ollen Kamellen, sondern die Zuschauenden dürfen auch in die kurzen, mit viel Witz gespickten und mit durchweg großer Spielfreude präsentierten Szenen eintauchen. Dabei wird der Spielfluss kaum durch lange Umbaupausen unterbrochen, die Geschichten, die sich meist im Klassenzimmer abspielen, entstehen einfach dynamisch mitten in der Bibliothek.

Egal, ob wir über zwei betrunkene Pennäler (Katharina Piendl und Natalie Rudi) lachen, wenn sie durch die Bibliothek torkeln und der Geist der Bibliothek es ihnen eindrucksvoll austreibt, die Bücher mit ihrem Degen zu misshandeln, oder ob Elias Malkrab als cholerischer Studiendirektor Schmalhofer kreischend durch die Bibliothek springt: Auf Magistra Mysterias Reise durch die Vergangenheit kommt das gesamte Publikum auf seine Kosten. Bei aller Nostalgie schreckt man jedoch auch vor modernen Themen wie Mobbing, Plagiarismus oder alternativen Beziehungskonzepten nicht zurück.

Und viel zu schnell fällt dann auch schon der letzte Vorhang und der Schauspielnachwuchs des Turmairs darf sich unter tosendem Schlussapplaus verbeugen. Hoffen wir, dass nicht nur die beiden Schülerinnen die Einladung der Bibliothekarin annehmen und noch einmal in die Bibliothek zurückkehren. Ob es eine Fortsetzung geben wird, wollte Hans Irler jedoch noch nicht verraten.

Ann-Kathrin Huber