Im Rahmen des Geschichtsunterrichtes besuchten die 10. Klassen eine Schulvorführung im Citydom. Der Dokumentarfilm „Walter Kaufmann – Welch ein Leben“ beleuchtet das Leben des jüdischen Schriftstellers Walter Kaufmann. Nach der Filmvorführung stellte sich der Regisseur Dirk Szuszies den Fragen der Schüler. Die Katholische Erwachsenenbildung zeigte diesen Film in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-jüdische Zusammenarbeit, der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing und dem Bündnis für Demokratie – Wir sind Straubing.

In dem Dokumentarfilm erzählt der jüdische Schriftsteller Walter Kaufmann aus seinem bewegten Leben: 1924 in Berlin als unehelicher Sohn einer Verkäuferin geboren, wurde er von einem jüdischen Ehepaar aus Duisburg adoptiert. Während seine Adoptiveltern 1944 in Auschwitz ermordet wurden, konnte sich Kaufmann 1939 durch den Kindertransport nach England retten. Anschließend verbachte Kaufmann viele Jahre in Australien und nahm die australische Staatsbürgerschaft an. Mitte der 50er entschied sich Walter Kaufmann, der bis zu seinem Lebensende 2021 überzeugter Sozialist war, bewusst für ein Leben in der DDR. Von dort aus unternahm er viele Reisen, unter anderem nach Amerika, Kuba und Israel. Der Film zeichnet die Reisestationen des journalistischen Berichterstatters Walter Kaufmanns nach. Als 96- Jähriger tritt er vor die Kamera und erklärt die Motivation für diesen Film:

„Die mörderische Attacke eines wildgewordenen Nazis auf die Synagoge in Halle hat alles wieder wachgerufen, was ich an faschistischer Verfolgung erlebt habe. Wir hatten die NSU-Morde und den Mord an dem CDU-Politiker Lübcke, jene bestialischen Morde in Hanau. Dieser Rechtsruck hat mich mobilisiert, innerlich, in dem Sinne, dass ich jetzt auf die Barrikaden gehen möchte und allen sagen: Nie wieder – das nie wieder!“

„Es handelt sich um einen spannenden Film, der das ungeheuer umfangreiche Leben des jüdischen Schriftstellers beschreibt. Als Sozialist hat er auch das Scheitern des hoffnungsvollen Versuches erleben müssen, in Deutschland und anderen Ländern einen demokratischen Sozialismus zu realisieren.“

„Walter Kaufmann berichtete fast nur Positives über die DDR. Er hatte Privilegien, die nur wenige genießen durften. Die DDR wurde nicht als Diktatur, sondern als erstrebenswertes Staatsmodell präsentiert.“

„Mir gefiel, dass die Lage für Juden in Deutschland geschildert wurde, indem Briefe von Kaufmanns Eltern vorgelesen wurden. In den Briefen wird deutlich, wie sehr die Eltern hofften, ihren Sohn wiederzusehen. Irgendwann erhielt Walter keine Briefe mehr.“

„Der Film eignet sich für Zuschauer, die ein breites Vorwissen über Geschichte haben. Für viele Schüler waren die vielen wechselnden Schauplätze sehr verwirrend.“